Denkt der Psychologe “Schlimmer geht’s nicht”, kommt von irgendwo ein Astrologe her. Nach Schädeldeutung und Graphologie wird’s nun richtig trashig. Wir nähern uns langsam dem Kaffee – äh Bodensatz unseriöser Personaldiagnostik. Heute ungeschönt und schonungslos: Astrologie in der Personalauswahl… Man möge mir die Länge des Artikels verzeihen, das Thema ist einfach grandios!
Fundstück der Woche: Business Astrologie
Wir beginnen mit dem Fundstück der Woche auf astro-power.at unter der Rubrik “Business Astrologie”
Wer sich schon einmal mit Personalauswahl beschäftigt hat, der weiß: “Eine unverzichtbare Grundlage hierzu ist ein klar formuliertes Anforderungsprofil. Es geht darum „welche Potentiale sind unbedingt erforderlich, um die Aufgabe optimal zu erfüllen!“ – bis hierhin stimme ich voll zu. Die spannende Frage ist, wie aus den Anforderungen ein konkreter Auswahlschritt wird. Am naheliegendsten scheint es zu sein, einfach die Sterne zu befragen:
“Entsprechend der notwendigen Anforderungsmerkmale werden astrologische Teilbereiche auf ihre Übereinstimmung analysiert. Sie erfahren damit wertvolle Einblicke in Menschen und erhalten dadurch großen Vorsprung beim Bewerbungsgespräch, indem zielgerichtet die richtigen Fragen gestellt werden können. Die Anzahl der Bewerber kann dadurch schon vorweg auf die ernsthaft in Frage kommenden Bewerber eingegrenzt werden.”
Personalauswahl kann so einfach sein.
Sternendeutung für Dummies
Um dem Zusammenhang zwischen Sternen und der Persönlichkeit, Eignung oder den zu erwartenden Superkräften eines Bewerbers auf die Schliche zu kommen, bedarf es natürlich erst einer ausgiebigen Recherche. Nach ausgiebiger Betrachtung renommierter Wissenschaftsmagazine des Sterndeutungsgewerbes, darunter die Bildzeitung, Brigitte und Gala, ergibt sich folgendes Bild:
Sternzeichen lassen sich in positive oder negative Exemplare einteilen. Zur positiven Gattung gehören z.B. der Widder und die Waage. Zu den negativen (man könnte auch sagen, der dunklen Seite der Macht) gehören etwa Stier oder Krebs. Dazu kommt noch eine Modalität (kardinal, fest und beweglich) und ein Element aus Feuer, Erde, Luft und Wasser.
Wer jetzt immer noch keine Sterne sieht, der wird es im nächsten Schritt tun: Jeder dieser Kombinationen werden jetzt sterntypische Persönlichkeitseigenschaften, nach Bedarf auch Kompetenzen (!) – oder was auch immer – zugeordnet. Fortgeschrittene Sternendeuter können Sterne auch noch Körperzonen, das Organsystem und noch irgendwas gaaanz Wichtigem zuordnen, oder bedingt die Körperzone den Stern? Das wäre jetzt auch zu viel für den Crashkurs….
Schonungslos – Der Praxistest. Bewerber mit Sternzeichen Krebs oder Widder?
Auf einem der bekannteren Jobportale fand sich eine typische Stellenausschreibung für einen Sales Director (m/w – der Director, nicht der Stern). Dieser soll neben einem Grundschulabschluss und diverser fachlicher Fähigkeiten auch Führungskraft besitzen, eine ausgeprägte “hands-on” Mentalität haben, führungsstark und teamfähig sein, überzeugend im Auftreten, gut organisiert und ergebnisorientiert. Es bewerben sich ein Krebs und ein Widder.
Also wenden wir das Gelernte an:
Der Krebs –> Das Sternzeichen Krebs hat eine negative Polarität, was für Introversion, Subjektivität und Empfänglichkeit steht. Dazu kommt die Modalität kardinal = wagemutig und das Element Wasser, was für Emotion (sehr spezifisch) und Intuition steht. Grob übersetzt erwartet uns also ein introvertierter, leicht zu beeinflussender Eigenbrödler, der zwar auch wagemutig ist und zu allem Überfluss auch Emotionen hat. Wollen Sie sich mit so jemand zum Interview treffen?
Der Widder –> Widder haben eine positive Polarität, also sind sie extrovertiert, objektiv und selbstbewusst. Auch hier ist die Modalität kardinal was für wagemut steht. Das Element des Widders ist das Feuer. Das Feuer steht für Vitalität und Begeisterung. Das hört sich doch schon eher nach dem neuen Sales Director an. Noch nie war Eignungsdiagnostik so einfach. Also her mit dem Widder…..
Warum Horoskope resistenter sind als Unkraut
Die nach einem Zirkusdirektor benannte Barnum-Aussage beruht auf dem Prinzip “we’ve got something for everyone” – Wir haben für jeden etwas dabei. Der Psychologe Forer (daher auch Forer-Effekt genannt) ließ seine Studenten einen Persönlichkeitstest machen und händigte ihnen anschließend das vermeintliche Ergebnis aus. Dies stammte jedoch nicht aus irgendeinem Test sondern wurden völlig willkürlich aus einem Horoskop aus dem erstbesten Wurstblatt vom nächsten Kiosk genommen. Jeder bekam das exakt gleiche “Ergebnis”. Lustigerweise erkannte sich die überwältigende Mehrheit in den Aussagen wieder und das, obwohl alle das gleiche Ergebnis bekamen.
Das Experiment wurde oft wiederholt und kam immer zum gleichen Schluss.
Skandalös: Horoskope sind nicht glaubwürdig!
Warum ist das so? In Barum-Aussagen findet einfach jeder was für sich, es ist nicht falsifizierbar, solange nur einige Regeln beachtet werden :
- Die Aussagen müssen vage Ängste und Wünsche enthalten und das möglichst schwammig
- Die Aussagen sind am besten im sowohl-als-auch Stil formuliert (dann ist wirklich für jeden was dabei)
- Die Aussagen sollten Verhalten beinhalten, das jeder irgendwann zeigt und dies auch so einschränken (Sie neigen manchmal zu Ungeduld)
- Last, but not least – konjunktiv: Sie könnten heute eine interessante Person treffen….
Sie haben immer noch nicht genug? Im nächsten Teil geht es um Namenspsychologie. Dem Grauen kein Ende…