Ein kleiner Auszug zufällig ausgewählter Stellenanzeigen: „Wir suchen Teamplayer“, „Sie überzeugen durch Ihre Teamfähigkeit“, „Sie bringen sich gewinnbringend ins Team ein“…
Teamfähigkeit scheint eines der wichtigsten „Soft Skills“ oder sozialer Kompetenzen überhaupt zu sein, um in der heutigen Arbeitswelt bestehen zu können. In unserem Zweiteiler geht es um die Fragen: Was bedeutet Teamfähigkeit eigentlich konkret und wie lässt sich diese feststellen? Doch beginnen wir besser mit der Grundlage: Wissen Sie, was Teamfähigkeit genau ist?
Was unterscheidet eigentlich Teams von Gruppen?
Es gibt viele verschiedenen Formen, wie Mitarbeiter zusammenarbeiten, aber nicht jede Form der Zusammenarbeit ist auch gleich Teamwork. Wenn wir von Teamwork sprechen, dann bedeutet dies, dass mehrere Personen (1) auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, (2) Aufgabenschritte von der Arbeit anderer abhängig sind oder darauf aufbauen, (3) eine gewisse Aufgabenteilung existiert und (4) die Teammitglieder gemeinsam für das Ergebnis verantwortlich sind.
Kürzer: Wenn fünf Personen im gleichen Raum Späne hobeln, ist das noch keine Teamarbeit. Wenn die gleichen fünf Personen zusammen ein Boot bauen, dann ist es Teamwork.
Was muss ein “Teamplayer” mitbringen?
Teamfähigkeit wird gerne auf einige Schlagworte reduziert. Bei genauerer Hinsicht ist es gar nicht so leicht zu sagen, was „gute“ Teamplayer mitbringen müssen, und man findet ein Potpourri aus Eigenschaften, Verhaltensweisen, Wissen und Kompetenzbereichen. Hier ist ein kleiner (bei weitem nicht kompletter) Überblick über häufige Beschreibungsdimensionen:
- den Willen, sich einzubringen
- Kommunikationsfähigkeit, um mit den anderen Teammitgliedern effektiv zu interagieren
- andere auf dem Laufenden halten
- klare Ziele und Qualitätsansprüche haben
- gute Planungs- und Koordinationsfähigkeit
- die Fähigkeit, persönliche Beziehungen aufrecht zu erhalten
- die nötige Expertise, um die Aufgabenpakete erledigen zu können
- Konfliktfähigkeit bzw. Konfliklösungskompetenz …
Teamtypen: Sind Sie Macher oder Spezialist?
Beim Thema Teamwork sind Typenmodelle ganz besonders beliebt. Ein Grund ist sicher, dass diese dem Alltagsverständnis sehr nahekommen und Typen wie „der Macher“, “der Spezialist“ oder „der Umsetzer“ eine gewisse Greifbarkeit haben. Außerdem kennt jeder einen „Macher“ und einen „Spezialisten“. Das populärste Typenmodell stammt von Belbin und unterscheidet 9 solcher „Rollen“. Es ist aber nicht unumstritten. Die Kritik bezieht sich auf die theoretische Fundierung, die Aussagekraft und auch darauf, dass die Typen ein ausgeprägtes Schubladendenken noch unterstützen. Dies kann sogar aktiv zur Diskriminierung beitragen…
Raten Sie einfach mal, ob eher Männern oder Frauen die Rolle als „Macher“ zugeschrieben wird? (Wenn Sie es nicht wissen, lesen Sie hier nach.)
Was erfolgreiche Teams ausmacht
Ein sehr populäres und empirisch gut erprobtes Modell, was Teams erst so richtig gut macht, stammt von den zwei Psychologen Michael West und Neil Anderson. Kernstück des Modells besteht darin, dass nicht Persönlichkeitseigenschaften definiert werden, sondern konkrete Verhaltensweisen und Prozesse, die zu einem innovationsfördernden Klima führen. Vier Facetten werden aus dem Innovationsprozess abgeleitet:
- Vision bzw. Zielklarheit: Ist allen Teammitgliedern bewusst, wo die Reise hingehen soll und warum ein Projekt wichtig für die Firma/Abteilung ist?
- Partizipative Sicherheit: Werden relevante Informationen geteilt, offen mit Fehlern umgegangen, Vorschläge angehört und sich regelmäßig ausgetauscht?
- Unterstützung: Unterstützen sich die Teammitglieder gegenseitig und drücken dies auch aus?
- Aufgabenorientierung: Wird ein hoher Qualitätsstandard bei Arbeitsergebnissen und Aufgaben aufrecht erhalten und regelmäßig überprüft?
Recruiting: Sind meine Bewerber teamfähig genug?
Teamfähigkeit lässt sich wie sehr viele der Soft Skills, die im heutigen Berufsleben von großer Bedeutung sind, kaum aus dem Lebenslauf oder einem klassischen Anschreiben ablesen. Dennoch kann schon in der Vorauswahl auch die Teamfähigkeit der Kandidaten in den Fokus gerückt werden. Das funktioniert beispielsweise durch biographische oder situative Fragen, die den Kandidaten in einem zeitversetzten Videointerview gestellt werden. So können Sie einen authentischen ersten Eindruck der Teamfähigkeit Ihrer Bewerber bekommen und in der Vorauswahl valider selektieren. In darauffolgenden Auswahlschritten kann Teamfähigkeit dann besonders in den persönlichen Vorstellungsgesprächen thematisiert oder in einem Assessment Center auf die Probe gestellt werden.
Wenn Sie mehr zu den Möglichkeiten einer effektiveren Vorauswahl durch Videorecruiting erfahren wollen, lesen Sie auch unsere Informationen über Vorteile und die Funktionsweise von zeitversetzten Videointerviews.